Was – du reitest nicht?

Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Hund. Vielleicht sogar einen etwas größeren. Und nun stellen Sie sich weiter vor, Sie würden von Freunden, Familie oder auch nur Passanten beim Gassi-Gehen ständig gefragt:

„Willst du ihn denn nicht zum Schutzhund ausbilden?“ – „Was, du gehst mit ihm gar nicht auf Hundeausstellungen?“ – „Also ich finde, du solltest ihn unbedingt als Therapiehund verwenden.“ – „Hast du da gar keinen Ehrgeiz?“ – „Wie, du hältst dir einen Hund einfach so?“ –

Absurd, oder? Und doch passiert einem das als Pferdebesitzer ständig, wenn man nicht reitet und auch gar nicht so viel Ehrgeiz und Lust hat, oben zu sitzen.

Ich will das jetzt auch gar nicht aus Sicht des Pferdes kommentieren und dass der Rücken eines Pferdes gar nicht so unbedingt dafür gemacht ist, dass da jemand oben sitzt. Wir Menschen sind auch nicht dafür gemacht, in einem Großraumbüro zu sitzen oder stundenlang im Auto oder vor dem PC. Ein Hund nicht für eine Stadtwohnung. Vieles ist heute nicht mehr 100% artgerecht und heutige Pferde sind doch ein wenig anders gezüchtet als ihre Vorfahren irgendwo in der Steppe. Auch meine Stute Lola wird geritten. Nichts in Richtung Turnier, auf keinen Fall muss sie über Hindernisse springen mit irgendwem auf ihrem Rücken, aber Gymnastik, Muskelaufbau, ich denke, das tut ihr gut und sie arbeitet sehr gern.

Ich rede hier davon, dass ich als Besitzerin nicht so viel Lust habe, zu reiten, und sie trotzdem zu 100% genießen kann. Vielleicht sollte ich auch sagen – nicht mehr, denn natürlich war das in meiner Jugend anders. Ich war sozusagen eine ganz Wilde;-))

Es geht darum, dass man sehr wohl ein Pferd oder mehrere besitzen kann, monatlich viel Geld investieren und in unserem Fall mit eigenem Stall auch viel Arbeit, ohne dass man aktiv mehrmals die Woche reitet.

Ich liebe die stille Zeit mit ihnen auf der Koppel. Ich gieße meine Rosenhecke, 4 Pferde schnauben sanft hinter mir und wir erzählen uns unseren Tag. Putzen, schmusen, natürlich die mentale pferdegestützte Arbeit mit Klienten, Reitpädagogik mit den Kleinsten, sich aneinander erfreuen – heute gibt mir das viel mehr.

Und – es gibt eine große Anzahl an Menschen, denen es genauso geht.

Immer wieder höre ich – „Ich liebe Pferde, mag aber nicht reiten. Nicht in meinem Alter, nicht mit meinem Gewicht, nicht weil mir dies oder das weh tut.“ Und dann kommt oft ein großer Seufzer, weil man dann ja praktisch keine Chance hat, Zeit mit einem Pferd zu verbringen. Außer man schaut in einem Reitstall Reitern zu.

Und deshalb, weil ich das weiß und selbst dazu gehöre – bei uns kann man das. Einfach Zeit mit Pferd verbringen.