Wege aus der Vergangenheit

Wenn man ein Pferd nicht seit der Geburt kennt (oder zumindest den Stall, wo es seit der Geburt aufwachsen durfte), dann besteht leider immer die Möglichkeit, dass das Pferd, das man kauft, irgendwann auf dem Weg bis heute schlechte Erfahrungen gemacht hat. Selten mit anderen Herdengenossen, sehr oft aber mit den diversen zweibeinigen Besitzern.

Pferdegestütztes_Coaching

Auch bei unseren Pferden ist das nicht anders. Wobei unsere beiden Freiberger lange Zeit in einem traumhaften Stall in der Schweiz verbringen durften und dort sicher eventuelle Wunden geheilt sind. Trotzdem schaut mich meine Stute oft so wissend an, seufzt, eine ganz tiefe Seele und ich kann mir vorstellen, da hat in früher Jugend nicht immer alles gepasst (auch bei Tierkommunikation geht es in erster Linie ums Zuhören, da erfährt man viel;-)).

Bei unseren beiden „Kleinen“ allerdings merkt man deutlich, hier ist viel passiert. Hier braucht es Geduld, eine stabile Herde, liebevolle Zuwendung ohne Überforderung. Und trotzdem – es rührt mich immer wieder, wie diese gefühlvollen Tiere es schaffen, trotz aller negativer Erfahrungen wieder zu vertrauen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und den Reset-Knopf zu drücken. Sie tragen der Gattung „Human“ nichts nach, beginnen einfach wieder von vorn mit dem Aufbau einer Beziehung.

Wäre es nicht wunderbar, wenn das bei uns Menschen auch so einfach gehen würde?

Manchmal allerdings merkt man zwischendurch an irgendeinem Verhalten – da kommt doch wieder etwas hoch. So wie bei Menschen auch, wenn sie plötzlich besonders emotional, scheinbar übertrieben, zickig reagieren und klar ist – hier spricht nicht das Heute-Ich, sondern das Innere Kind, das jetzt in den Arm genommen werden möchte. Und wie bei den Pferden hilft dann Geduld, Zeit, Liebe.

Mehr Platz

Homeoffice und homeschooling, Lockdown und Ausgangsbeschränkungen. Und keine Reisen.
Irgendwie ist die Welt so klein und eng geworden, oder? Und immer mehr Menschen können mit dieser Enge nicht mehr umgehen, sind am Limit, sind gereizt und gestresst. Wen wundert das, wenn man mit zwei oder drei Kindern in einer Stadtwohnung sitzt, kein Balkon, den ganzen Winter eisige Temperaturen, jetzt wird es endlich schön und man darf noch immer nichts.
Und von Tieren weiß man auch, zu viel Enge, zu viel eingesperrt sein und sie werden aggressiv, entwickeln Ticks und Auffälligkeiten bis hin zu echten körperlichen Krankheiten.
Tiere müssen raus, brauchen eine Aufgabe.
Pferde müssen rennen dürfen.
Und wie beim Menschen auch, lassen sie sich nur kurze Zeit ablenken durch Futter.Und ja, ich gebe es gern zu, unser Stall, unsere Pferde haben uns alle, die wir beteiligt sind, „gerettet“.

Wir konnten draußen sein an der Luft, hatten Bewegung, fast schon Fitnessstudio (wer jemals selbst Boxen ausgemistet hat, der weiß, oh ja, das ist Muckibude pur.)

Natürlich weiß ich, dass nicht jeder sich mal schnell einen Stall oder auch nur ein Pferd zulegen kann. Und das sollte man ja auch nicht, ein Tier ist ein Lebewesen mit Ansprüchen und sollte nicht nur angeschafft werden, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. (Ich fürchte ja jetzt schon um volle Tierheime, wenn all die im Lockdown angeschafften Hunde dann, wenn Normalität eingekehrt ist, doch stören). Aber man kann Hobbys entwickeln oder wieder aufleben lassen, sich bewusst Auszeiten allein und an der Luft nehmen, sich kleine Freiräume schaffen.

Und dazu lade ich gern auch bei uns ein. Coaching bzw. einfach Einzelzeit mit Pferd bei uns am Hof ist erlaubt, auch jetzt.
Einfach mal anrufen, Termin ausmachen.

Und wer das Fitnessstudio vermisst – wir lassen gern eine Box zum Misten übrig;-))

Liebe ist

Mein Seelenpferd hat große Probleme mit den Hufen.

Und nein, es ist keine vorübergehende Sache, es ist angeboren, kein Haltungsfehler. Wir wissen es seit langem. Immer wieder wird es mal etwas schlimmer, dann einige Monate ganz gut, bis es wieder heftiger auftritt. Derzeit braucht sie wieder Hufschuhe und „Einlagen“. Gott sei Dank hat sie keine Schmerzen dabei.

Und jetzt die endgültige Entscheidung, nein, wir werden sie nicht mehr „richtig“ reiten, keine enge Wendungen, keine Dressur (Springen war ohnehin nie ein Thema).

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Inneres Kind

Inneres Kind

Ich sitze. Einfach so. Schaue in die Luft, es gibt nichts zu tun.

Wirklich nicht? Ich merke, wie so ganz leichte Panik in mir hochkriecht. Was, wenn ich was vergessen habe? Keine Skripten zum Schreiben? Alle Hausaufgaben kontrolliert? Küche geputzt? Wäsche aufgehängt? Ich habe mir selbst mehr Ruhe verordnet. Eigentlich sollte ich sagen, das Leben hat mir das verordnet, denn ich merke seit Monaten – ja, ich werde älter. Ich schaffe mein eigenes vorgegebenes Tempo manchmal nicht mehr. Verletze mich öfter, schlafe schlechter, wache morgens auf und denke mir – hoffentlich keine Termine heute. Und eigentlich tut mir diese Ruhe sehr gut. Eigentlich. Wenn da nicht das Innere Kind wäre, das auf Perfektionismus und Aktivität gedrillt ist.

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Was – du reitest nicht?

Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Hund. Vielleicht sogar einen etwas größeren. Und nun stellen Sie sich weiter vor, Sie würden von Freunden, Familie oder auch nur Passanten beim Gassi-Gehen ständig gefragt:

„Willst du ihn denn nicht zum Schutzhund ausbilden?“ – „Was, du gehst mit ihm gar nicht auf Hundeausstellungen?“ – „Also ich finde, du solltest ihn unbedingt als Therapiehund verwenden.“ – „Hast du da gar keinen Ehrgeiz?“ – „Wie, du hältst dir einen Hund einfach so?“ –

Absurd, oder? Und doch passiert einem das als Pferdebesitzer ständig, wenn man nicht reitet und auch gar nicht so viel Ehrgeiz und Lust hat, oben zu sitzen.

Ich will das jetzt auch gar nicht aus Sicht des Pferdes kommentieren und dass der Rücken eines Pferdes gar nicht so unbedingt dafür gemacht ist, dass da jemand oben sitzt. Wir Menschen sind auch nicht dafür gemacht, in einem Großraumbüro zu sitzen oder stundenlang im Auto oder vor dem PC. Ein Hund nicht für eine Stadtwohnung. Vieles ist heute nicht mehr 100% artgerecht und heutige Pferde sind doch ein wenig anders gezüchtet als ihre Vorfahren irgendwo in der Steppe. Auch meine Stute Lola wird geritten. Nichts in Richtung Turnier, auf keinen Fall muss sie über Hindernisse springen mit irgendwem auf ihrem Rücken, aber Gymnastik, Muskelaufbau, ich denke, das tut ihr gut und sie arbeitet sehr gern.

Ich rede hier davon, dass ich als Besitzerin nicht so viel Lust habe, zu reiten, und sie trotzdem zu 100% genießen kann. Vielleicht sollte ich auch sagen – nicht mehr, denn natürlich war das in meiner Jugend anders. Ich war sozusagen eine ganz Wilde;-))

Es geht darum, dass man sehr wohl ein Pferd oder mehrere besitzen kann, monatlich viel Geld investieren und in unserem Fall mit eigenem Stall auch viel Arbeit, ohne dass man aktiv mehrmals die Woche reitet.

Ich liebe die stille Zeit mit ihnen auf der Koppel. Ich gieße meine Rosenhecke, 4 Pferde schnauben sanft hinter mir und wir erzählen uns unseren Tag. Putzen, schmusen, natürlich die mentale pferdegestützte Arbeit mit Klienten, Reitpädagogik mit den Kleinsten, sich aneinander erfreuen – heute gibt mir das viel mehr.

Und – es gibt eine große Anzahl an Menschen, denen es genauso geht.

Immer wieder höre ich – „Ich liebe Pferde, mag aber nicht reiten. Nicht in meinem Alter, nicht mit meinem Gewicht, nicht weil mir dies oder das weh tut.“ Und dann kommt oft ein großer Seufzer, weil man dann ja praktisch keine Chance hat, Zeit mit einem Pferd zu verbringen. Außer man schaut in einem Reitstall Reitern zu.

Und deshalb, weil ich das weiß und selbst dazu gehöre – bei uns kann man das. Einfach Zeit mit Pferd verbringen.